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Qumramrollen

Schriftrollen vom Toten Meer

 

 
 
 
Höhlen bei Qumran

Die Schriftrollen vom Toten Meer (auch Qumranschriften) wurden zwischen 1947 und 1956 in elf Felshöhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran imWestjordanland entdeckt. Sie umfassen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekanntenBibelhandschriften. Später wurden noch weitere antike Schriftrollen in Höhlen nahe dem Westufer des Toten Meeres gefunden.


 

Die Rollen:

 

 
Fragment einer Schriftrolle in der Ausstellung des Archäologischen Museums, Amman
 
Schriftrolle mit einem hebräischen Kommentar zu Habakuk (Rolle 1QpHab, im Bild die Spalten 7 und 6).

Material und Zustand:

 

Die meisten Rollen bestehen aus Ziegen- oder Schafsleder, das zu dünnemPergament bearbeitet wurde; auch Papyrus kommt als Schreibmaterial vor. Eine Rolle ist aus Kupferblech.

Nur einige der in Tonkrügen gelagerten Rollen aus Höhle 1 und 11 waren relativ gut erhalten, darunter eine 7,3 m lange, nahezu unbeschädigte Rolle des BuchesJesaja, die 9 m lange Tempelrolle, Teile der Psalmen, des Buches Daniel und ein Kommentar zu Habakuk. Die meisten übrigen Rollen lagen ungeschützt auf dem Boden, sind stark zerstört und oft in zum Teil nur daumennagelgroßen Fragmenten erhalten.

Sprachen:

 

Die weitaus meisten gefundenen Texte sind auf Hebräisch verfasst. Dabei spiegelt die Orthographie verschiedene Sprachstufen wider, von denen man eine besonders typische als Qumran-Hebräisch einordnet. Zwölf Rollen und die Gottesnamen in anderssprachigen Rollen sind in alt- bzw. paläohebräischer Schrift geschrieben. Etwa 70 Rollen sind in Aramäisch verfasst. Sie haben meist profanere, nichtbiblische Inhalte und sind älter als die hebräischen Texte. Mindestens 19 Rollen – alle aus Höhle 7 – sind in Griechisch notiert.

Die Bevorzugung des Hebräischen in bibelnahen Texten geschah zu einer Zeit, als dieses längst keine Umgangssprache mehr war. Klaus Berger folgert daraus zwar keine einheitliche Trägergruppe der Texte, sieht darin aber den „Ausdruck eines Reformprogramms nationaler und politischer, religiöser und kultureller Rückbesinnung auf die hebräische Identität Israels“.

Datierung:

 

Alle in den Höhlen bei Qumran entdeckten Schriften entstanden vor der Zerstörung der nahen Siedlung 68 n. Chr., wie archäologische, sprachliche und inhaltliche Indizien bestätigen:

  • Alle Tonkrüge und Tonscherben aus den Höhlen waren gleichartig und stammten aus hellenistischer und römischer Zeit.
  • Leder-, Papyrus- und Stoffreste aus den Höhlen ließen sich mit der C14-Methode in den Zeitraum 250 v. Chr. bis 70 n. Chr. datieren. Die meisten davon stammen aus 100 v. Chr. bis 30 n. Chr., ein kleinerer Teil entstand zwischen 200 und 100 v. Chr., einige wenige noch früher.
  • Chemische Analysen von Giuseppe Pappalardo ergaben, dass das Pergament der Rollen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Region hergestellt wurde, wo es später gefunden wurde.
  • Vergleiche von Schriftstilen, Abkürzungen, Ausdrücken mit den Methoden der Paläographie und historischen Bezügen in den Texten selbst erlaubten, viele Fragmente relativ sicher in diese Zeitspanne einzuordnen.
  • Die übrigen Textfunde aus Murabba'atNahal Hever und Masada konnten sicher in die Zeit des Bar-Kochba-Aufstands(132–135 n. Chr.) datiert werden. Vergleiche dieser Texte mit denen von Qumran ergaben zweifelsfrei das höhere Alter der letzteren.

Zitierweise:

 

Die elf Höhlen wurden nach der Reihenfolge ihrer Entdeckung nummeriert. Die Qumranschriften werden nach dem Fundort (1-11Q) und der Nummer des Fragments notiert; sofern dieses sich einer bestimmten Rolle zuordnen lässt, wird oft deren Inhalt in Großbuchstaben abgekürzt. Bei mehreren Versionen zum selben Text wird dahinter die Variante mit hochgestellten kleinen Buchstaben angegeben. Oft wird dahinter die Sprache als Abkürzung vermerkt. Liegen nur Bruchstücke vor, werden Textspalten und Zeilen zusätzlich angegeben.

4Q123 45 VI 7–9 ist also Text Nr. 123 aus Höhle 4, davon Fragment 45, Kolumne (Spalte) 6, die Zeilen 7–9. 1QGenAp (= 1Q20) ist das Genesisapokryphon aus Höhle 1. 4QSama ist die erste, 4QSamb die zweite Handschrift des Buches Samuelaus Höhle 4.

Wichtige Einzeltexte:

 

Biblische Texte
Signatur Inhalt
1QIsa ein Jesajarolle
1Q8 / 1QIsa b Kleine Jesajarolle
4Q246 Danielapokalypse (aramäisch)
8HevXII gr Zwölfprophetenrolle vom Nachal Chever (griechisch)
11Q5 Große Psalmenrolle
Kommentare zu Bibeltexten
1QpHab Habakuk-Pescher
4Q161-165 Jesaja-Pescharim a-e
4Q166-167 Hosea-Pescharim a und b
4Q169 Nahum-Pescher
4Q170 Zefanja-Pescher
4Q171 / 173 Psalmen-Pescharim a und b
4Q174 Florilegium
4Q175 Testimonia (Einzelstellen)
Apokryphen
1QGenAp Genesisapokryphon (aramäisch)
4Q201-202, 204-212 Henochfragmente (aramäisch)
4Q213-214 Testament Levis (Aram)
4Q215 Testament Naftalis
4Q216-224 Jubiläenbuch
Gemeinschaftstexte
1QH Hymnenrolle
1QM Kriegsrolle
1QS Gemeinderegel
1QSa Gemeindeordnung
1QSb Berakhot (Segenssprüche)
4Q320-330 Mischmarot (Kalendertexte)
4Q394-399 
(4Qmmt)
Miqtzat Ma'ase ha-Tora (einige Werke der Tora)
4Q400-407 Sabbatliturgie
11Q19 Tempelrolle
Sondertexte
3Q15 Schatzverzeichnis (Kupferrolle)
4Q203 Gigantenbuch (aramäisch)
4Q242 Gebet des Nabonid (aramäisch)

Biblische Texte:

 

Verteilung:

 

Maximal 207 hebräische oder aramäische Handschriften enthalten biblische Texte, bei denen alle Bücher des späteren Tanach außer dem Buch Ester und Haggai vertreten sind. 76 davon bieten Toratexte, 36 die Psalmen, 21 Jesaja, acht Daniel, je sechs Jeremia und Ezechiel. Das Chronistische Geschichtswerk ist nur mit einem kleinen Fragment (4Q118) vertreten.

Sprachlich unterscheidbare Gruppen:

 

 
Texttypen der Bibelhandschriften aus Qumran

Anhand sprachlicher Merkmale unterscheidet Emanuel Tov mindestens fünf Gruppen biblischer Qumranhandschriften:

  1. jene mit besonderer Qumran-Orthografie, darunter häufigen Matres lectionisPlene-Schreibung und langen Suffixformen. Sie ähneln demMasoretischen Text, enthalten jedoch viele Schreibfehler (25 Prozent)
  2. jene aus einer proto-masoretischen Tradition, die sich im Masoretischen Text erhalten hat (40 Prozent)
  3. jene mit einer samaritanischen Sprachform, aber ohne die besondere Ideologie des Samaritanischen Pentateuchs (5 Prozent)
  4. jene mit einer dem Septuaginta-Text oder einer hebräischen Vorform davon nahestehenden Sprachform (5 Prozent)
  5. jene, die sich keiner sonst bekannten Texttradition zuordnen lassen und auch untereinander keine durchgehende Verwandtschaft zeigen (25 Prozent).

Hinzu kommen Einzeltexte, deren Sprache den Targumim (aramäische Bibelübersetzungen), der Peschitta oder derVulgata ähnelt.

Jesajarolle:

 

Die aus der Zeit um 200 v. Chr. stammende Jesajarolle gibt auf 7,34 m nahezu lückenlos den Text des ProphetenbuchsJesaja wieder. Dieser deckt sich bis auf wenige unbedeutende Abweichungen mit der bis dahin ältesten vollständigen Bibelhandschrift, dem Codex Leningradensis von 1008 n. Chr. Deshalb gehen Bibelforscher heute von einer enormen Genauigkeit bei den mindestens 1200 Jahre fortgesetzten Kopien von Bibelhandschriften aus, die dem Masoretischen Texttyp zugeordnet werden. Diese Genauigkeit wird auch bei der Überlieferung der Qumranhandschriften selbst vorausgesetzt.

Samuel-Fragmente:

 

Bei zahlreichen Fragmenten der Rollen des Buchs Samuel, die aus Höhle 4 überliefert sind (4QSama-c), stimmt der Text häufig mit der Septuaginta gegen den Masoretischen Text überein. Die Samuelfunde sind bedeutsam für die Textkritik und Erhellung der Kompositionsgeschichte dieser Bücher. Neuere textkritische Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Vorlage der Septuaginta und der Texttyp aus Qumran ein gegenüber dem Masoretischen Text älteres Stadium der Textentwicklung repräsentieren.

Vorlagen zur Septuaginta:

 

Nach den ersten Veröffentlichungen von Qumrantexten glaubten einige Forscher, mit Hilfe der Septuaginta und den Qumrantexten einen Urtext erschließen zu können, der sich zum Masoretischen Text weiterentwickelt hat (so die Editoren der Einheitsübersetzung). In der heutigen Forschung werden differenzierte Einschätzungen für die einzelnen biblischen Bücher vertreten. In manchen Fällen stehen sich die Qumran-Texte und die Vorlage der Septuaginta nahe und scheinen ein gegenüber dem Masoretischen Text älteres Stadium der Textentwicklung zu repräsentieren (genealogisches Modell). In anderen Fällen geht man von einer parallelen Entwicklung verschiedener Fassungen des hebräischen Textes aus und nimmt entsprechend an, dass die Vorlage der Septuaginta, die Qumrantexte und der Masoretische Texte voneinander unabhängige Fortschreibungen repräsentieren (plurales Modell).

Deuterokanonische und apokryphe Schriften:

 

Von den apokryphen bzw. deuterokanonischen Büchern sind BaruchJesus SirachTobit in griechischen, Psalm 151 in hebräischen Texten vertreten. Eine aramäische Handschrift enthielt die Erzählung Susanna im Bade. Weitere, meist Aramäisch abgefasste apokryphe Schriften sind das Genesis-Apokryphon, Legenden zu Noach und zu einigen Priestern (Amram, Qahat, Hur, Mirjam, Testament des LeviMelchisedek). Diese vorher unbekannten Priestertraditionen werden für die Frage nach der Identität der Schriftbesitzer und -tradenten als besonders wichtig erachtet.

Die Kapitel 1–36 des äthiopischen Henochbuchs sind mit 11 bis 20 Handschriften vertreten; die Kapitel 37–71 mit den Bilderreden vom Menschensohn fehlen. 15 Handschriften gibt es zum Jubiläenbuch. Ein sonst unbekanntes Buch der Giganten hat den Manichäismus beeinflusst. Unter den aramäischen Schriften sind ferner drei Targumim.

Kommentare und Rewritten Bible

 

Etwa 30 Pescharim kommentieren biblische Schriften – meist Propheten und Psalmen –, indem sie sie auf die damalige Gegenwart beziehen. Hinzu kommen einige Midraschim, die alle verfügbaren Bibeltexte zu einem bestimmten Thema zusammenstellen.

Fünfzig in ihrer Art zuvor unbekannte, unter ihnen die ältesten, Texte paraphrasieren Bibeltexte und ergänzen sie mit Zitaten aus anderen Bibeltexten. Nacherzählung, Fortschreibung und Deutung gehen ineinander über (Rewritten Bible). Vertreten sind viele Mosetexte und 30 Fragmente der sogenannten Tempelrolle (11QT). Diese ist als Eigenrede Gottes gestaltet und erhebt damit kanonischen Anspruch. Sie bezieht alle Anweisungen für das Wüstenheiligtum in der Tora auf den zweiten Jerusalemer Tempel. Man schließt aus Inhalt, Alter und starken Unterschieden etwa zum Deuteronomium(MT), dass die den Tempel betreffenden Toratexte damals noch nicht endgültig formuliert waren.

Gemeinschaftstexte:

 

Eine weitere Textgruppe betrifft Regeln und Organisation, Lehre und Alltagsleben einer jüdischen Gemeinschaft: darunter ein sogenannter Sektenkanon, ein Regelbuch, eine Kriegsrolle, Verträge und Aufzeichnungen über Geschäfte. Ferner gehören gottesdienstliche Texte in diese Gruppe, darunter Hymnen, Beschwörungshymnen, Gebete, Segensworte, Weisheitstexte, eine Sabbatliturgie, ein Midrasch über die Werke der Tora (alle aus Höhle 4).

Sie lassen sich kaum nur einer Gruppe des antiken palästinischen Judentums zuweisen. Einige beziehen sich eventuell auf eine ordensähnliche Sondergruppe; ob diese mit den Essenern oder einer Teilgruppe von diesen identisch war, konnte bisher nicht bewiesen werden.

Damaskusschrift:

 

Die Damaskusschrift ist ein Brief, der schon als Abschrift in der Geniza einer Kairoer Synagoge bekannt war. Er wird deshalb Cairo Damascus Document genannt (abgekürzt CD statt 4QD).

Der Inhalt spricht von Israel als dem Volk, das in die Irre geht, aber von einem Neuanfang, den Gott mit seinem auserwählten Rest beginnt. Die Regeln für den Rest werden durch eine Verschärfung der Gebotsauslegung geprägt. Sie sieht die neue Gemeinschaft durch Priester und Leviten geleitet und fest strukturiert.

Gemeinderegel:

 

Die Gemeinderegel (1QS – früher „Sektenregel“) wird als Grunddokument einer vermuteten Qumrangemeinschaft betrachtet. In ihr findet sich ein starker Dualismus zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis. Beide Seiten werden repräsentiert durch Gott und Belial, und jeweils deren geistlicher Anhängerschaft (Engel und Dämonen) wie deren menschliche „Kinder“. Als Mensch kann man nur Kind des Lichts oder der Finsternis sein. Manche Forscher sehen in diesen Motiven einen Einfluss persischer Religion und Mythologie. Ähnlich wie in CD sind strenge Regeln für die Gemeinschaft niedergelegt. Diese Lebensregeln sind zum Teil rituell, was den Tages- und Jahresablauf angeht, sehr wichtig ist aber auch die Moral, die die Anhänger auszeichnen muss. Wer den Idealen nicht genügt, wird ausgeschlossen. Auch hier taucht wieder das hierokratische Element auf, die Leitung durch Priester und Leviten.

Hymnenrolle:

 

Die Hymnenrolle (1QH) ist eine Sammlung von Gebeten und Liedern ähnlich den Psalmen. Darin geht es um Schmerz und Trauer sowie um Sieg und Freude. Es gibt noch diverse Stücke und Fragmente aus Höhle 4, die den Liederschatz erweitern.

Kriegsrolle:

 

Die Kriegsrolle (1QM) handelt – neben weiteren Schriften, auch aus Höhle 4 – vom Krieg zwischen den Kindern des Lichts und der Finsternis in der Endzeit. Schlachtordnungen werden aufgestellt, Feldzeichen aufgerichtet und dergleichen. In dieses Szenario werden massiv theologische Perspektiven eingebaut: Priester und Leviten als Anführer der einzelnen Abteilungen, ein Messias als oberster Feldherr, symbolische Zahlen und rituelle oder an die Bibel erinnernde Vorgehensweisen.

Lehrer der Gerechtigkeit

 

15-mal taucht in einigen Schriften – vor allem CD, 1QpHab und 1Q14 – ein „Anweiser (Lehrer) der Gerechtigkeit“ auf, den Gott zur Führung seiner Gemeinschaft, des jachad, gesandt habe. Er spreche „Worte aus dem Mund Gottes“, und ihm sei die „Summe aller Mysterien der Propheten“ kundgetan worden. Alle, die auf ihn hörten, würden aus dem Endgerichterrettet. Er hat also den Rang eines Endzeitpropheten, der die aufgezeichneten Worte früherer Propheten endgültig auslegt.

Ihm steht ein „Mann der Lüge“, „Lügenprediger“ (vgl. Jer 27, 10 u. a.) oder „Frevelpriester“ gegenüber; ob es sich um dieselbe Person handelt, ist ungewiss. Seine oder ihre Anhänger hätten nicht auf den Lehrer der Gerechtigkeit gehört, seine Weisung missachtet, ihn verfolgt und den „neuen Bund“ verraten. Sie hätten „Blutschuld“ an Menschen und Gewalttat an Land, Stadt und ihren Bewohnern begangen und seien dafür von Gott in feindliche Hände gegeben worden. Eine dritte Gruppe wird als schweigende Zuschauer in diesem Konflikt erwähnt.

Diese Stellen wurden oft als Anspielungen auf Konflikte um das Amt des Hohenpriesters in der Folgezeit derMakkabäerkriege aufgefasst, können aber ebenso gut auf eine Spaltung der Anhängerschaft eines einzelnen damaligen Toralehrers hindeuten. Versuche, die Titel auf bestimmte Personen der jüdischen Geschichte ab 170 v. Chr. und einen Gründer der Qumransiedlung zu beziehen, bleiben hypothetisch.

Sondertexte:

 

Ferner gibt es mystischemagische und astrologische Texte, etwa Orakel, eine Brontologie (Gewitterlehre), eine Schatzbeschreibung, Schreibübungen. Ein „Gebet für Jonathan“ gehört zu den wenigen Texten mit Bezug auf eine bekannte Person der jüdischen Geschichte (vermutlich Alexander Jannäus).

Vor allem die griechischen Fragmente aus Höhle 7 ließen sich kaum zuordnen, da sie oft nur wenige Buchstaben und Buchstabenreste umfassen.

Verhältnis zum Urchristentum:

 

Die Schriftfunde gewähren einen hervorragenden Einblick in das Judentum vor und nach der Zeitenwende und erhellen damit auch die Situation, in der das Urchristentum entstand. Personen des Neuen Testaments (NT) werden erwartungsgemäß in den durchschnittlich 100 Jahre älteren Qumranschriften nicht genannt; Qumran, Essener oder Höhlenbewohner als Schriftbesitzer kommen ihrerseits im NT nicht vor.

Populäre Spekulationen:

 

Verschiedene Autoren konstruierten direkte Kontakte zwischen Personen, die im NT vorkommen, und Qumranbewohnern.Johannes der Täufer soll als in der Wüste lebender Asket zeitweise in Qumran gewesen sein und von dort seine Taufe imJordan übernommen haben. Dabei wurde übersehen, dass rituelle Reinigungsbäder damals unter Juden keine Besonderheit waren, in Qumran als wiederholte, nicht einmalige Bäder geübt und in den Schriften nicht mit einer Rettung aus dem Endgericht verbunden wurden. Außerdem gab es bei den Reinigungsbädern in der Regel keine Person, die als „Täufer“ fungierte. Zudem war die Gegend von Qumran, wie man heute weiß, damals noch keine Wüste. Weder die dortigen Schriften noch die archäologischen Befunde belegen eine asketische Lebensweise.

Der „Lehrer der Gerechtigkeit“ wurde bisweilen mit Johannes dem Täufer, der „Lügenmann“ als sein Gegenspieler mitJesus von Nazaret identifiziert, so dass die Qumranbewohner Mandäer gewesen wären. Demgegenüber sahen andere in Jesus den gerechten Lehrer. Meist aber wurde dieser mit Jakobus dem Gerechten, der „Lügenmann“ dann mit Paulus von Tarsus gleichgesetzt.Dazu mussten die Qumranschriften in das 1. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Die Vertreter dieser Thesen übergingen sowohl die Radiokarbon-Messergebnisse als auch die paläographischen Altersindizien und das Fehlen des Ausdruckspaars im NT. Es kommt nur in 1QpHab vor, und gerade dieser Text konnte sicher auf 104–43 v. Chr. datiert werden.

Die Damaskusschrift (CD) wurde benutzt, um „Damaskus“ als Symbolnamen für Qumran und tatsächlichen Wohnort derJerusalemer Urgemeinde zu deuten, so dass Paulus sie nach dem Damaskuserlebnis (Apg 9,1ff) dort aufgesucht hätte.Dieses Konstrukt scheitert daran, dass Damaskus nach CD nicht in Judäa lag und dieser Text keinerlei Bezüge auf urchristliche Themen, etwa eine Verfolgung seitens der Tempelpriester, enthält.

Einige griechische Texte aus Höhle 7 wurden als Ausschnitte aus dem NT gedeutet. Das Papyrus 7Q5 wurde mit Mk6,52f identifiziert. Diese These ist seit 2000 paläographisch widerlegt.

NT-Forschung:

 

Für eine Reihe urchristlicher Glaubensmotive haben die Schriften neue Einsichten eröffnet. So findet sich der Ausdruck „Arme im Geist“ in der Seligpreisung Mt 5,3auch in 1QM 14. Dort beschreiben diese Armen sich als entmutigte, wankende und zerschlagene Menschen, zeigen also, woran es ihnen mangelt, und bestätigen den Realitätsgehalt des Ausdrucks. Weitere Qumrantexte verbinden Gottes „Geist“ (hebr. ruach) eng mit dem Messias und erhärten so, dass die Seligpreisungen messianische Zusagen sind und die göttliche Erwählung des Sprechers voraussetzen. 4Q521 verkündet eine Auferstehung als Rettungstat Gottes, der am Ende „Durchbohrte und Tote“ wiederbeleben, Armen und Demütigen Heil bringen, Niedrige sättigen, Verlassene leiten und Hungernde reich machen werde.

Eine einheitliche Messiaserwartung zeigen die Qumrantexte nicht. 1QSa ordnet den Gesalbten (den künftigen Herrscher der Juden) dem Hohenpriester unter, andere erwarten „zwei Ölsöhne“: Dies gilt als Kritik an der damaligen hasmonäischenPersonalunion von Priester und König.

Aussagen zum nahen Reich Gottes fehlen; manche Stellen sprechen von den „letzten Tagen“, ohne eine konkrete Naherwartung (etwa „dieses Geschlecht wird das alles sehen“) damit zu verbinden. Nach 1QpHab habe Gott dem Propheten Habakuk die „Vollendung der Zeit“ (vgl. Mk 1,16) noch nicht enthüllt, aber dem Lehrer der Gerechtigkeit habe er offenbart, dass sich „die letzte Zeit“ weit länger hinziehe, als es alle Propheten erwartet hätten.

Einige Qumrantexte legen Toragebote aus: Sie deuten die Nächstenliebe im Eigenkontext als konkrete Anleitung zum Streitlösen, erörtern die Frage, ob, wo und wie man am Schabbat Menschen- und Tierleben retten dürfe, geben Regeln für Hygiene und Körperpflege, die sie eng mit dem Thema Buße verbinden. Die Wiederheirat wird dem jüdischen Mann in CD 4,21-5,1 nicht nur nach Ehescheidung, sondern auch als Witwer nach dem Tod seiner ersten Frau verboten (vgl. Mk 10,1-12). Dies zeigt, dass Jesus in eine Tradition reger Toradebatten hineinwuchs und daran teilnahm. Während manche Qumrantexte die „Reinen“ von den dem Gericht verfallenen Unreinen abgrenzen, suchte er die Nähe gerade zu den „Unreinen“ und die Begegnung mit den damaligen Autoritäten in Jerusalem.

Qumrantexte kennen ein gemeinsames nächtliches Mahl der „Armen“, das ein Priester mit einem Lobspruch einleitet und das wie das letzte Mahl Jesu eventuell messianische und tempelkritische Bezüge hatte (siehe Abendmahl Jesu). Sie kennen auch Besitzaufgabe und Gütergemeinschaft als Pflicht jedes Neumitglieds des jachad. Diese waren in der Urgemeinde jedoch kein Ausweis besonderer Reinheit, sondern Vorwegnahme der Gerechtigkeit des Reiches Gottes, das den Armen schon gehöre (Mt 5,3).

Die Kriegsrolle zeigt einen ähnlichen Dualismus von Licht und Finsternis wie das Johannesevangelium. Diesen teilten aber auch gnostische Gruppen im Judentum, so dass hier nicht unbedingt direkte Einflüsse vorliegen müssen.

Die Schriftfunde werden im Blick auf die religiöse Vorgeschichte und Umwelt des Urchristentums, die jüdische Kultur vor 70, ausgewertet. Bis dahin war diese Umwelt weitgehend durch Rückschlüsse aus späterem rabbinischem Material rekonstruiert worden. Eine Folge davon war ein positiveres Pharisäerbild, da die jachad genannte Gruppe offenbar weit strenger lebte als die Pharisäer. Auch erweiterte die Erforschung der Schriftrollen die Kenntnis der jüdischen Apokalyptikund literarischen Techniken, mit denen apokalyptische Texte produziert wurden.

Forschungsgeschichte:

Funde

 

Origenes schrieb um 225, man habe in der Regierungszeit von Antoninus (211–217) „in einem Tonkrug im Gebiet vonJericho“ hebräische und griechische Handschriften entdeckt. Diese habe er für seine Hexapla verwendet. Um 800 schrieb Patriarch Timotheos I. von Seleucia, zehn Jahre zuvor habe ein arabischer Jäger die Jerusalemer Autoritäten auf eine Felshöhle mit Schriftrollen aufmerksam gemacht. Diese hätten darin „die Bücher des Alten Testaments und andere in hebräischer Schrift“ gefunden.

Im Frühjahr 1947 fand der Beduine Mohammed Ad-Dib 1,3 km nördlich von Qumran eine Höhle mit Schriftrollen, angeblich beim Suchen einer entlaufenen Ziege. Dies gilt als verkaufsfördernde Legendenbildung, da seine Familie zum Stamm derTaamireh gehörte, die seit langem mit archäologischen Funden handelten.

Ab 1952 beauftragte Jordanien Roland de Vaux mit systematischer Suche nach weiteren Rollen bei Qumran. Er und sein Team fanden bis 1956 Bruchstücke von etwa 75 verschiedenen biblischen Büchern in Höhle 1 und Scherben von bis zu 50 Tonkrügen, in denen ursprünglich 150 bis 200 Rollen aufbewahrt worden sein können. Im gleichen Zeitraum fanden organisierte Suchtrupps am Westufer des Toten Meeres 30 weitere Höhlen mit Spuren antiker Benutzung, in zehn davon Reste von Handschriften, über 580 davon in Höhle 4 und relativ unbeschädigte Rollen in Höhle 11.

Weitere in antiker Zeit deponierte Schriften, die sich im trockenen Wüstenklima erhalten hatten, wurden 1952 im Wadi Murabba'at (20 km südlich von Qumran), 1960 im Nachal Chever, in Wadi Sdeir und Nachal Ze’elim und ab 1963 aufMasada entdeckt. 2004 fanden Beduinen Schriftrollenreste in einer weiteren Höhle beim Nachal Arugot südlich von En Gedi.

Ankäufe und Sammlungen:

 

Die meisten Fragmente und Handschriften befinden sich heute im Rockefeller Museum und im Israel-MuseumSchrein des Buches in Jerusalem (Signatur 1Q bis 11Q).

1947 kaufte der Syrer Khalil Iskander Schahin vier der Rollen Ad-Dibs, angeblich, um aus dem Pergament Sandalensohlen zu fertigen. Er grub dann in der Höhle nach weiteren Rollen. Am 25. November 1947 bot er Elieser Sukenik Schnipsel davon zum Kauf an. Sukenik kaufte daraufhin drei der Rollen aus Höhle 1 für die Hebräische Universität Jerusalem.

Anfang 1948 verkaufte Schahin vier weitere Rollen, darunter 1QJesa und 1QS, an Metropolit Athanasius Yeshue Samuelvom syrisch-orthodoxen St.-Markuskloster für angebliche 97 Dollar. Schahin behielt aber viele Fragmente und versteckte sie zeitweise in seinem Garten in Betlehem vor den jordanischen Behörden.

Am 18. Februar 1948 zeigte ein Mitarbeiter Samuels John Trever von der American School of Oriental Research inOstjerusalem einige Rollen. Dieser fotografierte Teile davon und berichtete im April darüber. Damit wurde die Bedeutung der Funde weltweit bekannt. Im September 1948 bot Samuel seine Rollen für eine Million Dollar zum Verkauf an und verlieh einige an Trevers Institut. Die übrigen brachte er in die USA und behielt sie bis 1954 in einem Hotelschließfach.

1949 nach dem Palästinakrieg fand Gerald Lankester Harding als Leiter des Amts für Altertümer Jordaniens – zu dessen Gebiet Qumran gehörte – Höhle 1 mit Resten von fünf der sieben Schriftrollen und Tonscherben. Das Amt kaufte den Beduinen und Schahin aus der Höhle entnommene Rollenteile ab.

1954 kauften Sukenik und sein Sohn, der Archäologe Yigael Yadin, für die Hebräische Universität Jerusalem die Rollen Samuels für insgesamt 300.000 Dollar eines ungenannten Spenders, noch ohne Gewissheit über ihr Alter und ihre Echtheit.

Die erhaltenen Rollen und Fragmente aus Höhle 1 sind heute im ab 1962 dazu gebauten Schrein des Buches des Israel Museums in Jerusalem gesammelt.

Die Funde aus den übrigen Höhlen sammelte das anfangs von John D. Rockefeller, Jr. finanzierte Archäologische Museum von Palästina (heute Rockefeller Museum) in Ostjerusalem. Jordanien verstaatlichte dieses Museum 1966; Israel eroberte Ostjerusalem 1967 im Sechstagekrieg.

Daraufhin kaufte Yadin von Schahin für 250.000 Dollar dessen restliche Rollen und Fragmente, darunter die Tempelrolle.Einige der Qumranfunde, darunter die „Kupferrolle“ und Tintenfässer, blieben im Nationalmuseum in Amman, wo sie damals gerade ausgestellt wurden.

Veröffentlichungen:

 

1950 veröffentlichte Millar Burrows in den USA einige fotografierte Rollen Samuels als Dead Sea Scrolls of St. Mark’s Monastery. Sukenik gab 1954 in Israel auf Hebräisch den Text der von ihm gekauften Rollen heraus. 1955 erschien ihre englische Ausgabe The Dead Sea Scrolls of the Hebrew University.

1953 setzte die jordanische Regierung ein internationales Herausgeberteam unter de Vauxs Leitung ein. Dazu gehörten Forscher der Pariser École Biblique wie Jean Starcky, Maurice Baillet, Józef Tadeusz Milik (Polen), Pierre Benoit, Frank M. Cross, Patrick W. Skehan, John StrugnellJohn M. Allegro. Sie editierten die Hauptausgabe der Schriftrollen vom Toten Meer: die Reihe Discoveries in the Judaean Desert. Der erste Band erschien 1955, noch bevor die Höhlen 7–11 entdeckt wurden. 1959 erschien Band 2 mit Material aus dem Wadi Murabba'at, 1962 Band 3 mit Material aus den Höhlen 2,3,5–10, darunter der Kupferrolle. 1965 erschien Band 4 mit der Psalmenrolle aus Höhle 11, 1968 Band 5 mit Texten aus Höhle 4. 1977 erschien Band 6 mit kleineren Texten und Targunim aus Höhle 4, 1982 Band 7 u. a. mit der Kriegsrolle.

Parallel zu dieser sukzessiven Herausgabe veröffentlichten andere zum Teil unautorisiert einzelne Qumrantexte und Übersetzungen davon: 1955 gab John Allegro vorzeitig die Kupferrolle heraus, 1956 Yigal Yadin das aramäische Genesisapokryphon. Damit waren alle Schriften aus Höhle 1 veröffentlicht. 1960 gab Eduard Lohse eine erste deutsche Übersetzung einiger Qumrantexte heraus, 1964 folgte Johann Maier. 1962 erschien eine englische Übersetzung aller bisher bekannten Qumrantexte von Geza Vermes. 1976 publizierte Milik die ältesten aramäischen Fragmente zum Buch Henoch aus Höhle 4. 1982 erschien eine englische Übersetzung der Tempelrolle. 1984 gab Klaus Beyer alle aramäischen Texte aus den Qumranhöhlen heraus.

Die Fragmentierung eines Großteils der Schriften, die zudem im Besitz vieler verschiedener Institutionen waren, verzögerte den Editionsprozess. Bis 1990 waren immer noch etwa 200 Rollen und dazugehörige Fragmente unveröffentlicht. Das führte zur sogenannten Qumrankrise, die bis 1994 andauerte. Vor allem Hershel Shanks, Herausgeber der auflagenstarken US-amerikanischen Zeitschrift Biblical Archaeology Review, drängte seit 1988 auf zügige Herausgabe der unveröffentlichten Qumrantexte auch unabhängig vom Herausgeberteam der Discoveries-Reihe.

Dies führte zu einer Reihe von unwissenschaftlichen Ausgaben, die oft auf willkürlich und lückenhaft zusammengestellten Fotokopien noch uneditierter Originale beruhten. Es entstanden viele Verschwörungstheorien, etwa die von Michael Baigent und Richard Leigh in ihrem Bestseller The Dead Sea Scrolls Deception von 1991 (deutsch: Verschlusssache Jesus) vertretene Behauptung: Der Vatikan versuche die Veröffentlichung der Qumranschriften aufzuhalten und zu manipulieren, da darin Aussagen über Jesus gefunden worden seien, die das kirchliche Jesusbild erschütterten.

Daraufhin wurde die Publikationsarbeit „unter dem Druck der öffentlichen Meinung neu und effektiver organisiert.Seit 1988 nahm der Herausgeberkreis israelische Wissenschaftler auf, 1990 übertrug er die Leitung Emanuel Tov. Dieser erweiterte das Herausgeberteam auf 50 Mitarbeiter und beschleunigte so die Publikation der noch fehlenden Texte. Seit 2010 ist die editio princeps mit 40 Bänden vollständig, alle Qumrantexte sind publiziert. Revisionen der älteren Bände werden vorbereitet.

Die „Israel Antiquities Authority“ kündigte 2008 an, die als Kulturgut geltenden Qumran-Schriftrollen zu digitalisieren und vollständig im Internet zu veröffentlichen. Die Forschungsergebnisse sollen vor allem für das gegenseitige Verständnis und den Dialog zwischen den drei abrahamitischen Religionen genutzt werden. Ende September 2011 stellte das Israel Museum mit Unterstützung durch den Suchmaschinenkonzern Google fünf Fragmente der Qumran-Rollen ins Internet.Auf der Website des Museums sind Bilder der Texte in hoher Auflösung sowie kurze Erklärungsvideos und Hintergrundinformationen zu finden.

Der besonderen Erforschung der Schriftrollen sind die Zeitschriften Revue de QumranDead Sea Discoveries und Meghillot(hebräisch) sowie die Monographienreihe Studies on the Texts of the Desert of Judah gewidmet.

 


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